11. Mai 1955

Hat Erdbeermäulchen gepflückt und unter‘s Strohhütchen geguckt. Ach Gnädigste, das war ausserordentlich schön – zumal der Frühling aus den Primeln spritzt.
Ihr ergebenster Agnus.

15. Juni 1955
Mein Ungestüm ist herb, ich weiss, Allergnädigste, und manchmal vergreift es sich im Tonfall, die Grenzen des Anstandes ein wenig erweiternd. Doch glauben Sie mir, mein Herz pocht so unglaublich taktlos, wenn es Ihro Nasenspitzchen hinter den Kirschblüten erblickt, dass sein Maul mir davonrennt. Verzeihen Sie also und lassen sie es am Kirschwerden teilhaben.
Ihr ergebenster A.

13. Oktober 1955
Also, was wir da besprachen, am Rande des im Abendrot glitzernden, buntgescheckten Parkplatzes beim Einkaufszentrum – dem Zufall ein wenig nachgeholfen und zufällig den meinigen neben dem Ihrigen geparkt – also, was wir da zwischen Eierschachteln und Nudelbergen besprachen, das heisst wir besprachen‘s nicht, ich sprach’s in Ihre zornigen Glanzaugen, das also was ich sprach, war durchaus mein Ernst, mein sehr heiliger, war sozusagen mein zwischen Nudeln und Eier angebrachter Heiratsantrag, an dessen Annahme ich stets arbeiten werde.
Ihr Bräutigam A.

3. August 1956
Lauralala ich grüsse Dich Tag und Nacht aus der ferne und deinen Bäuchling auch. Bin matt vom vielen spielen (neuer Plattenvertrag mit Miller) und matt vom sehnsuchten. Noch drei Tage, dann horch ich wieder an Deinen Rippen.
Dein A.

17. November 1962
Noch einen Monat. Hoffe, bei Euch alles in Ordnung. Komme mit dem Telephon nicht zu Euch durch. Viel unterwegs. Viel Leute, viel Reden, viel Spielen. Bin aufgeweicht. Hab lange Zeit nach Euch. Nach Sommersprossen von Lili und dem kleinen süssen Schielen von Lisa und dem grossen schönen Mund meiner Lalala. Dass letztere mir endlich den Kopf halte und die Hände. Das Zittern macht Mühe.
A.

1. März 1971
Habe das Flugzeug verpasst. Schon wieder. Du wirst nicht mit mir schimpfen. Ich weiss. Ich strafe mich selber. Die Trennung wird immer schwieriger. Das Bleiben auch. Wir mussten die Aufnahmen wiederholen. Aus technischen Gründen auch. Wenn du mich lässt, dann krieg ich‘s nie mehr hin. Bitte lass mich nicht. Bitte, sei da wenn ich komme.
A.

3. September 1975
Hab anzurufen versucht. Niemand zu Hause. Im Hotelzimmer. Lange gewartet, bis Zittern nachlässt. Die Jungs lassen mich nicht hängen. Aber wenn Miller was merkt? Wünschte, zu Hause zu sein und du wärst da. Wünsche es mir sehr. Wünsche wir wären wieder wir.
A.

21. Juni 1978
Habe von weitem in Paris (ist das möglich) unsere Tochter gesehen. Immer noch Sommerspossen und wunderschön – wie Du.

1. Juli 1983
Dein Bild in der Zeitung gesehen, die mir jede Woche ein Junge bringt und blättern hilft (bringt auch diesen Brief zu Papier). In Deinem Gesicht steckt immer noch der Frühling.
Das meine wird keinen Winter mehr überdauern.
Ich grüsse Dich
A.

16. Dezember 1983
Mein Herz pocht immer noch taktlos, wenn es an Dich denkt bis zum Schluss, der schon begonnen hat.
Bis zuletzt Dein.

13.3.1999&15.12.2002