Den Kopf leicht zur Seite geneigt: „Was hättest du gerne?“ Deine Stimme trocken und hell zugleich – Papier und Sonne.
Die Augen verrieten mehr als dein Mund: ernst, spitzbübisch, fröhlich oder erstaunt.
Deine knapp bemessenen Gesten überliessen den Raum deinem Gegenüber.
Auf alle Scherze gingst du lustvoll ein. Oft strecktest du deine Lippen zu einem U und schicktest deinem Lachen ein gedehntes „ououou“ voraus.
Du erzähltest auch gerne, mit wenig Worten – knapp bemessen wie deine Gesten – und drolliger Mimik, kleine Begebenheiten.
Deine Neugier auf alles, was an dich herantrat, verführte dazu, für dich irgendetwas zu erfinden, um in den unglaublichen Genuss deiner Aufmerksamkeit zu kommen.
Einmal tanztest du im Park: mit halb geschlossenen Augenlidern, Zigarette im Mundwinkel, behaglich im Arm deines Partners. Ein Bild wie aus der Zeit gefallen; aus einem alten schwarz-weiss Film. Saxophon hättest du gerne gespielt, sagtest du einmal. Es hätte gepasst.
Hineingeworfen ins Leben. Das Woher schien nicht zu existieren. Du warst einfach da. Wurzeln? Die schienst du aus der Luft um dich herum zu nehmen. Wie wenn die Vergangenheit nur das Soeben beinhalte, diesen kurzen Moment, bevor man die Falle deiner Ladentür in die Hand genommen hatte. Deine Gegenwart, deine Augen, dein leicht zu Seite geneigter Kopf und dein Lächeln, schien nicht mehr als eine Sekunde Vergangenheit zu brauchen. Du warst einfach da. Du und deine Bücher.

Und jetzt? Jetzt bist du Vergangenheit. Eines jeden Vergangenheit, der dich gekannt hat. Und Gegenwart in der Erinnerung eines jeden, der dich liebt. Es reicht, die Augen zu schliessen, deinen leicht zur Seite geneigten Kopf zu sehen und dich zu hören: „Was hättest du gerne?“ Dich, immer ganz nah in meiner Erinnerung, hätte ich gerne.

13.5.08/ für Ursula Wernli